Dornier-Werke in Sulz: Kampfflugzeuge statt Parkett

Ein Objekt, das an den Zweiten Weltkrieg und dessen Auswirkungen auf die Wirtschaftspolitik und Geschichte der Industrie in der NS-Zeit erinnert, befindet sich im Besitz des Rankweiler Zeitzeugen Egon Summer. Im Zeitzeugen-Interview mit dem Gemeindearchiv Rankweil erzählt Egon Summer von seinen Kindheitserinnerungen in den Kriegsjahren: Gegen Ende des Krieges (Ende März-Anfang April 1945) wurde der geheime Betrieb der Dornier-Werke GmbH (bzw. Parkettfabrik Häfele), in den heute noch bestehenden Gebäuden in Sulz, über Nacht fluchtartig aufgelassen. Was Brauchbares zurück blieb, z.B. Schrauben, Werkzeuge und Flugzeugteile, landete in den Haushalten der Bevölkerung aus der Umgebung. Der 11 Jahre alte Egon Summer nahm sich zwei Rumpfteile eines Kampfflugzeugs von Claude Dornier, Patent DO 335, hergestellt aus genietetem Duraluminium. Eigentlich wollte Egon Summer aus den beiden Rumpfteilen ein Boot bauen, aber da sich dieses extrem leichte, aber beständige und stabile Material nicht schweißen ließ, dienten sie über Jahrzehnte als Abdeckung u. ä. und blieben so im Originalzustand erhalten.
Im Gemeindearchiv Rankweil befinden sich die Aufzeichnungen des Gesprächs mit Egon Summer vom 14.11.2017 (mit Ergänzungen vom 11.6.2019). Auszüge daraus sind im Magazin extRankweil, September 2019, in der Rubrik „Geschichte, die das Leben schreibt“ nachzulesen, online verfügbar unter: https://www.rankweil.at/buergerservice/gemeindemedien/extrankweil-1/online-lesen

Nach wie vor das Hauptwerk zu diesem Thema ist eine wissenschaftliche Publikation von 1989 zu den „Bombengeschäften“. Auf S. 189 werden dort die Dornier-Werke in Sulz gelistet: Harald Walser: Bombengeschäfte. Vorarlbergs Wirtschaft in der NS-Zeit, Studien zur Geschichte und Gesellschaft Vorarlbergs, Band 6. 1989. Als Download verfügbar unter: https://www.malingesellschaft.at/buchscans/Bombengeschaefte-ocr_verr.pdf

Eine Webrecherche vom 1. September 2019 zur DO 335 von Claude Dornier führt u.a. zu einer Patentschrift (siehe Abbildungen): https://www.fliegerrevuex.aero/dornier-do-335-ameisenbaer-der-schnellste-propellerjaeger-des-krieges/

Über die „Geheimprojekte“ gibt es außerdem eine eigene Website, wo u.a. die Verlegung der Dornier-Werke GmbH aus Friedrichshafen in die Parkettfabrik Häfele nach Sulz zu finden ist: http://www.geheimprojekte.at/

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