Othmar Motter und die Vorarlberger Graphik

Tektura, Ombra, Corpus und Femina. Diese Schriften sind weltweit bekannt, doch ihr Gestalter, der Harder Grafikdesigner Othmar Motter, ist nur wenigen ein Begriff.

Mehr als 20 Schriften und 700 Logos hat der Harder Grafikdesigner, der am 3. November 1927 geboren wurde, in seiner Laufbahn entworfen. Nach einer unbeschwerten Kindheit in der Zwischenkriegszeit nahm er 1943/44 an der „Graphischen“ in Wien sein Studium auf, um den in Vorarlberg noch weitestgehend unbekannten Beruf des Grafikers zu erlernen und schloss 1949 mit Auszeichnung ab.
Aus persönlichen Motiven entschloss er sich dazu, in seine Heimat zurückzukehren, um mit seinem Wiener Studienkollegen Sylvester Lička ein eigenes Atelier, die Vorarlberger Graphik“ (kurz VG), zu gründen. Frühe Wettbewerbserfolge, beispielsweise für die Dornbirner Messe, sicherten ihnen die Aufmerksamkeit und Aufträge der Vorarlberger Industriellen. Personeller „Nachschub“ von der Graphischen, namentlich Hans Kaiser, wurde zur VG geholt. Weitere sollten später folgen, denn für junge Grafiker war das Kollektiv im Westen ein vielversprechendes Sprungbrett in eine erfolgreiche Karriere.
So kam es auch vor, dass der VG Personal abgeworben wurde, da viele Textilfirmen während der 1950er-Jahre Grafiker für ihre Werbeabteilungen suchten. Als Lička 1956 bei der Textilfirma F. M. Hämmerle eine solche Stelle antrat, sprang Kaiser in die Bresche und avancierte zu Motters Atelierpartner.
Neben hochwertigen Plakatentwürfen sowie Werbemitteln, die regelmäßig prämiert wurden, entwarf Motter mehr als 700 Logos und Signets für Firmen, Vereine und Verbände. Zahlreiche seiner Logos (VKW; Troy Transporte, Künz Kranbau, Armellini Design, Willy Hermann u.a. ) prägen das Vorarlberger Straßenbild bis heute.
Laut Anita Kern (Designforscherin, Kerndesign) war Motter „wahrscheinlich der österreichische Grafiker mit der größten Präsenz seiner Arbeit weltweit“.

Vor allem Motters Schriften machten Weltkarriere. Die Motter Tektura war lange die Logoschrift von Apple Computer, Reebok verwendet sie heute noch. Den Zenit seiner Karriere als Schriftgestalter markierte die Veröffentlichung der Motter Corpus bei der „International Typeface Corporation“, kurz ITC, in New York. Rund zwanzig Schriften hat Motter entworfen, von denen er jede einzelne Letter in Reinzeichenqualität auf zwei Millimeter starken Zeichenkarton mit Feder und Tusche ausführte.
Othmar Motter war stets bescheiden und arbeitete am liebsten nachts, wenn das hektische Treiben der blühenden Wirtschaft ruhte. Er arbeitete bis ins hohe Alter und starb am 17. Dezember 2010.

Mehr Informationen zu Leben und Werk des Grafikdesign-Pioniers bietet die umfangreiche Monografie von Elias Riedmann: "Othmar Motter – Meister der Extrabold. Ein Streifzug durch das Archiv der Vorarlberger Graphik". Triest Verlag (2019)

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