Die "Kittelberger-Brüder" und die Vorarlberger Luftfahrt

Vor 90 Jahren baute Walter Kittelberger das Motorflugzeug „Bregenz“

In der Vorarlberger Segelfliegerszene hatte der Name Kittelberger in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen guten Klang. So war die Öffentlichkeit sehr neugierig und interessiert, als es 1929 hieß, Walter Kittelberger habe ein Motorflugzeug gebaut.

Das Motorflugzeug „Bregenz“
Bereits 1928 war der Walter Kittelberger eifrig mit der Konstruktion und dem Bau eines Motorflugzeuges beschäftigt. Nur mit bescheidenen finanziellen Mitteln ausgestattet, gelang es ihm im Sommer 1929 das Flugzeug fertig zu stellen. Es trug die Bezeichnung WKM I, das bedeutete „Walter Kittelberger Motorflugzeug 1“; seine Segelflugzeuge trugen die Kennung „WKS“. Im Festsaal des Austriahauses in der Bregenzer Belruptstraße konnten die interessierten Besucher das Flugzeug, „das nach den modernsten Grundlagen der Flugtechnik“ hergestellt wurde, besichtigen. Kittelberger gab dem Kleinflugzeug den Namen „Bregenz“, der gut lesbar am Rumpfvorderteil aufgemalt war.
Bei der „WKM I“ handelte es sich um einen zweisitzigen Hochdecker, die Spannweite der Flügel betrug 10,4 Meter und die Rumpflänge 6,5 Meter. Das Eigengewicht betrug 200 kg, die zuladbare Nutzlast (Pilot, 1 Fahrgast und Gepäck) lag bei 190 kg. Der zweizylindrige MAG Motor in V-Form leistete mit seinen 1100 ccm etwa 28 bis 30 PS, die maximale Reisegeschwindigkeit betrug 120 km/h und der Aktionsradius wurde bei einem Verbrauch von 5 Liter Benzin pro Stunde mit 700 km angegeben. Die Betriebskosten betrugen für eine Flugstunde 3,50 Schilling. Beim Bau hatte Kittelberger das bewährte Flügelprofil „Göttingen 441“ angewendet, scheute jedoch nicht zurück, auch eigene Ideen zu verwenden: Bei dem vorwiegend aus Fichten-, Föhren- und Eschenholz gefertigten Flugzeug wurde auf die damals übliche Stoffbespannung verzichtet. Stattdessen wurden sämtliche Flächen mit 1 mm (!) starkem Sperrholz beplankt und somit als „tragende Haut“ angesehen, die einen torsionsfesten (verwindungsstabilen) Bau gewährleisteten. Kittelberger verzichtete auch auf die Federung des Fahrgestells, da die Räder auf einer elastischen Achse montiert und die Pneus größer dimensioniert wurden. Der Passagier saß auf dem vorderen Sitz, zu dem er über einen kleinen seitlichen Eingang gelangte. Der Pilot stieg „von oben“ zu und nahm auf dem hinteren Sitz Platz. Ziemlich unangenehm hört sich heute die Information an, dass der Treibstofftank sich genau zwischen den beiden Sitzen befand.
Am 13. Oktober 1929 fanden auf dem Flugfeld in Höchst die ersten Rollversuche am Boden statt, bevor sich das Flugzeug, gesteuert vom Schweizer Leutnant Heinrich Wichser, in die Luft erhob. Die „Bregenz“ zeigte eine „tadellose Stabilität und unbedingte Flugtauglichkeit“. Während die Flüge am Vormittag tadellos verliefen, setzte bei einem Nachmittagsflug der Vergaser aus, so dass der Pilot auf einer unebenen Wiese notlanden musste und das Flugzeug leicht beschädigt wurde. Möglicherweise war die „WKM I“ schon im Oktober 1930 nicht mehr funktionstüchtig, da Walter Kittelberger zu diesem Zeitpunkt den 2-ZylinderM.A.G. Motor -Zustand „wie neu“ - zum Verkauf anbot.

Seit Mitte der 1920er Jahre bauten Walter und Karl Kittelberger in Neu-Amerika (Bregenz) vorwiegend (Hochleistungs-)Segelflugzeuge. Während des 2. Weltkriegs wurde das Unternehmen "Flugzeugbau Kittelberger" zum Wehrwirtschaftsbetrieb, das Hauptwerk befand sich in Höchst, weitere Produktionsstätten waren in Neu-Amerika, bei Schoeller in Bregenz, in der ehemaligen Weberei Kastner in Lauterach-Lerchenau sowie in einem alten Fabriksgebäude in Hard-Mittelweiherburg. 1944 betrug der Beschäftigtenstand 287 Personen.

Details zur Geschichte der "Kittelberger"-Brüder erfahren Sie in der aktuellen 6-teiligen VN-Serie: https://www.vn.at/motor / z.B.: https://www.vn.at/motor/2019/06/20/vor-90-jahren-baute-walter-kittelberger-das-motorflugzeug-bregenz.vn

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